Die transformative Kraft der Musik: das Matriarchat jetzt! Die Antwort auf Putin von Pussy Riot

von Rainer Molzahn

Pussy Riot Matriarchat jetzt

Pussy Riot ist ein Post-Punk-, feministisches Künstlerinnen-Kollektiv aus Moskau. Ich verfolge ihren künstlerischen und aktivistischen Weg seit 10 Jahren mit tiefer Sympathie – und das im Angesicht der Tatsache, dass ihre Musik nicht ‚meine‘ ist, und dass ich persönlich gerne viel mehr Gitarrensoli hören würde.

 

Das wiederum macht aber meine überpersönliche Sympathie allerdings noch tiefer… 


Kurz zur Band:

Pussy Riot (engl. für etwa „Muschi-Aufruhr“) ist ein 2011 gegründetes feministisches, regime- und kirchenkritisches Performance-Kollektiv aus Moskau, welches sich unter anderem der Mittel des Punk-Rock und des Aktivismus bedient. Musikalisch gilt Pussy Riot als Vertreterin des Riot-Grrrl Movement, und ihre Mitglieder geben Bands wie Bikini Kill  als Vorbilder an. 

 

Die Gruppe ist ein 'loser' Zusammenschluss von etwa zehn jungen Frauen. Ihr 'Markenzeichen' sind spontane Auftritte an öffentlichen Orten wie Metrostationen, auf Busdächern oder auf dem Roten Platz, bei denen sie Sturmhauben und leichte, grelle Kleidung tragen. Ihre Festnahme im März 2012 löste in den russischen und internationalen Medien zahlreiche Debatten über Kunst, Religion und Politik aus.

 

Vor kurzem postete das das Kollektiv ‚Mama, Don't Watch TV‘:

Eine Anspielung auf die Worte eines gefangenen russischen Wehrdienstleistenden im Krieg gegen die Ukraine, und eine offensive und hoffnungsvolle  Stellungnahme gegen die „blutrünstigen Marionetten" und „Kriegsverbrecher" im Auftrag des russischen Führers.

 

Pussy Riot haben den neuen Song veröffentlicht, weil sie gegen den Krieg in der Ukraine, die russische Zensur und die Unterstützung des Regimes durch den Westen protestieren, indem dieser weiterhin Öl und Gas aus Russland kauft.

 

Sie fordern, dass der russische Staatschef Wladimir Putin vor ein internationales Tribunal gestellt wird.

[Meine Frage natürlich: vor welches genau, und von wem?]

Die Gruppe erläutert zu ihrem Video:

>>> Am 24. Februar 2022 begann Russland mit einem groß angelegten Militärangriff auf die Ukraine. Russische Bomben und Raketen zerstörten ukrainische Häuser, Schulen und Krankenhäuser, verwüsteten Städte und zerstörten Leben.

 

Wir glauben, dass Putins Regime ein terroristisches Regime ist, und dass Putin selbst, seine Beamten, Generäle und Propagandisten Kriegsverbrecher sind.

 

Der Refrain basiert auf den Worten eines gefangenen russischen Wehrdienstleistenden, der in einem Telefongespräch mit seiner Mutter sagte: „Mama, hier gibt es keine Nazis, schau nicht fern." Die russische Propaganda vergiftet täglich die Herzen der Menschen mit Hass. Diejenigen, die sich Putin widersetzen, werden inhaftiert, mit Militärgiften vergiftet und getötet. Die Tradition der politischen Vergiftung besteht seit mehr als 100 Jahren, ‚Labor X‘ - das erste Labor für Militärgifte, das vom NKWD eingerichtet wurde.

 

Oppositionelle aus regimefeindlichen Bewegungen wurden Opfer dieser "Experimente".

Putin und der FSB sind stolz auf diese ‚Tradition‘ und setzen sie fort: Alexander Litwinenko, Sergei Skripal, Wladimir Kara-Murza, Pyotr Verzilov, Alexei Navalny

 

Russland hat seine militärische Aggression auf dem Gebiet der Ukraine seit 2014 fortgesetzt, als russische Truppen die Krim annektierten und mit der Besetzung der Region Donbass begannen. Seitdem muss die Ukraine jeden Tag für ihr Lebensrecht und ihre Freiheit kämpfen, um ihre Souveränität zu gewährleisten. In all diesen Jahren hat die internationale Gemeinschaft nach Kompromissen gesucht und Geschäfte mit Russland gemacht, während sie gleichzeitig Putins grausamen Krieg unterstützte. Der Kreml erhält Milliarden von Euro aus dem Verkauf von Öl und Gas, und jeden Tag verwandelt sich dieses Geld in ukrainisches Blut.

 

Wir fordern:

  1. Ein EMBARGO für den Kauf von russischem Öl und Gas, für den Verkauf von Waffen und Polizeimunition an Russland.
  2. Beschlagnahmung der westlichen Bankkonten und des Eigentums russischer Beamter und Oligarchen und Einführung persönlicher Sanktionen gegen sie.
  3. Ein INTERNATIONALES TRIBUNAL, um Wladimir Putin, Mitarbeiter der russischen Staatspropaganda, Armeeoffiziere und alle, die für den Völkermord an der ukrainischen Nation verantwortlich sind, vor Gericht zu stellen. 

RM 07/01/23: Was soll ich sagen ... Mein Herz schlägt für Pussy Riot und ihr Anliegen. Sie haben uns etwas zu lehren, ganz klar: Matriarchat jetzt!

Soul Sisters!

P.S.:

Nur, damit hier keine Missverständnisse aufkommen: es geht weder Pussy Riot, noch mir, noch uns im Wandelforum nur oder in erster Linie um Putin. Der toxische autokratische Maskulinismus ist eine globale Kraft.

 

Hier also die künstlerisch-aktivistische Antwort von Pussy Riot auf den Wahlsieg von Trump Ende 2016 und dessen Folgen:

Der Text, flüchtig ins Deutsche übertragen:

 

"Wie soll deine Welt aussehen? Wie soll sie sein?

Weißt du, dass eine Mauer zwei Seiten hat? Und dass niemand frei ist?

Kam deine Mama aus Mexiko? Kam Papa aus Palästina?

Schlich durch ganz Syrien? Überquerte alle Grenzlinien? 

 

Lasst andere Leute rein, Hört auf eure Frauen!

Hört auf, schwarze Kinder zu töten - macht Amerika wieder großartig. 

 

Könnt ihr euch vorstellen, dass ein Politiker eine Frau einen Hund nennt?

Willst du in der Küche bleiben? Gehörst du dorthin?

Wie stellst du dir den perfekten Anführer vor? Wer soll er sein?

Hat er die Anwendung von Folter und das Töten von Familien gefördert?

 

Lasst andere Leute rein, Hört auf eure Frauen!

Hört auf, schwarze Kinder zu töten - macht Amerika wieder großartig."


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Anke Paul (Samstag, 21 Januar 2023 20:19)

    Ich weiß nicht, wie Pussy Riot den Krieg tatsächlich nennen. Ich nenne ihn nicht "Krieg in der Ukraine", sondern "russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine".

1x im Monat kommt der Wandel in dein Postfach

mit Inspirationen und Veranstaltungstipps.

 

Melde dich gleich an: