von Steffi Mademann
Die Geschichte dieser Blogreihe ist schon lang, obwohl du jetzt gerade den ersten Teil lest.
Es ist eine Geschichte von Wollen und Tun, von Angst vor und Mut zu Entscheidungen.
Vor allem aber soll diese Blogreihe sichtbar machen, dass wir alle in unserem Alltag mit „es geht auch anders“ konfrontiert sind und wie dieses kleine Bisschen anders Welten bewegen kann.
Manchmal sind diese Welten recht klein und betreffen zunächst einmal nur wenige, manchmal werden sie aber auch richtig groß und verändern das Leben vieler.
Ich werde euch also in dieser Blogreihe erzählen, in welcher Weise mir „jedes kleine Bisschen anders“ in meinem Leben begegnet.
Es gibt diese Sätze, die sich so fest ins Gehirn krallen ...
... dass sie in allen möglichen (und unmöglichen) Situationen auftauchen und unser Handeln beeinflussen.
Wir nennen sie Glaubenssätze. Meist haben wir sie irgendwann einmal oder auch häufiger gehört, oft von einer Person, die uns viel bedeutet, vielleicht auch einfach nur von jemandem, dem wir das schlicht abnehmen. Glaubenssätze haben heutzutage einen schlechten Ruf, finde ich. Immer wieder liest man, dass diese Dinger auf den Prüfstand gestellt gehören. Es gibt unzählige Anleitungen, wie man diese, unsere Überzeugungen und prägenden Worte, loswerden oder doch wenigsten umschreiben kann.
Ich möchte mich heute für einen Glaubenssatz stark machen, der nicht in meiner Kindheit, sondern erst im späteren Leben (dürfte so etwa 2020 gewesen sein) in mein Gehirn und somit auch in meine Entscheidungen fand.
„Jedes kleine Bisschen anders zählt!“
Als ich ihn hörte, saß ich im Seminar des Wandelforums über ein Moderations-Modell für eine innovative öffentliche Gesprächskultur. Das klingt schon im Namen sehr gewichtig, weshalb mir der Arbeitstitel MoMo wesentlich angenehmer war.
Und während ich so zwischen den Teilnehmer*innen saß, die, nebenbei bemerkt, allesamt jede Menge Erfahrung in der Arbeit mit Gruppen hatten, und überlegte, ob ich mich in diesem Fall vielleicht einfach etwas übernommen habe, ob das überhaupt das richtige für mich sei, kam von Friede (sie war Teil der Seminarleitung) genau dieser Satz:
„Jedes kleine Bisschen anders zählt!“ Damit hatte sie mich wieder voll im Boot. Die Zweifel fielen ab, ich konnte weitermachen. Und wie ein Mantra sollten diese Worte ab sofort immer wieder in meinen Gedanken auftauchen.
Ich liebe diesen Satz. Er motiviert, macht Mut, er ist so herrlich optimistisch.
Ok, sicher kann man das auch genau andersherum interpretieren, doch warum sollte ich das.
"Jedes kleine Bisschen anders zählt" ist geradezu universell.
Für Menschen, die ihre Handlungen (und sich) gern klein machen wollen. So nach dem Motto: „Ach, was ist das schon.“, „Das macht doch keinen Unterschied.“ und „Spielt doch keine Rolle“. Oh doch!!! Das tut es. Es macht einen Unterschied! Und zwar nicht nur für dich, sondern auch für die anderen. Bestimmt ist euch das auch schon passiert, dass eine kleine, freundliche Geste euch den ganzen Tag gute Laune gemacht hat. Ein Kompliment z.B. oder ein Lächeln, ein Vorlassen an der Kasse.
Und in Kombination mit einem weiteren wunderbaren Satz: „Das Kleine findet sich im Großen wieder und umgekehrt“ wird auch deutlich, dass so eine kleine private Entscheidung sehr wohl auch Einfluss auf das große Ganze hat. Denn eine Entscheidung für ein freundliches Lächeln ist auch eine Entscheidung für Respekt und Menschenwürde.
Ich mache aktuell einen Schreibkurs, weil es mir immer wieder so furchtbar schwerfällt, meine Gedanken in Worte zu fassen und niedergeschriebene Worte zu finden, ist meine ganz große Herausforderung. Jedenfalls hatte ich gerade den Auftrag, über Dominoeffekte zu schreiben. Also wie eins das andere bedingt oder befördert oder bewirkt. Da fiel mir zuerst meine berufliche Laufbahn ein und wie da eine Entscheidung die nächste herbeiführte und aus Begegnungen Wiederbegegnungen wurden, die mir wiederum neue Türen öffneten.
Diese Betrachtungsweise, so richtig sie auch ist, spiegelt nur einen Teil, nämlich meinen, wider. Denn all diese Entscheidungen und (oftmals) Begegnungen wirkten nicht allein auf mich, sondern auch auf die Menschen, mit denen ich zu tun habe (und da kommen einige zusammen). Und das wiederum wirkt auf die Menschen in deren Umfeld. Also der berühmte Flügelschlag des Schmetterlings …
Wir wirken also immer.
Ob im Kleinen oder Großen. Was hier zu beweisen war.
Ich vermute mal, es gibt viele Menschen wie mich, die es sich nicht anmaßen möchten, etwas „Großes“ zu sein. Ich versuche in Demut und Bescheidenheit, einfach mein Zeug so gut wie möglich und in Übereinstimmung mit meinen Werten (Achtung der Menschenwürde, Achtung der Natur und aller Lebewesen) zu machen. Doch wenn ich es näher betrachte (und es gibt durchaus Hinweise, dass ich damit richtig liege), macht genau dieses kleine Bisschen auch für das große Ganze einen Riesenunterschied. In beide Richtungen, schon klar.
Wenn ich morgens schlecht gelaunt mein Kind anmotze, es soll sich doch jetzt endlich fertig machen, kann es schon passieren, dass das nachher in der Schule eine Pausenhofstreiterei gibt. Ich kann aber eben auch für einen entspannten Morgen (ein gutes Morgenritual ist da sehr hilfreich) und so für ausreichend geladene soziale Akkus sorgen. Das ist meine Entscheidung, die auf dem kurzen Dienstweg mindestens auf drei Menschen direkt wirkt und über den Tag werden es sicher noch ein paar mehr.
Das „kleine Bisschen“ kann es uns also etwas leichter machen, in kleinen Schritten anzufangen, auch wenn die Nummer sonst etwas groß erscheint. Und das „anders“ sorgt für den Unterschied.
Was ich unbedingt noch loswerden möchte: Im Alltagsgeschehen finde ich es immer wieder sehr berührend und erschreckend, wenn ich einem Menschen in seinem normalen Tun freundlich begegne und an der Reaktion erkenne, dass das für denjenigen bereits einen Unterschied bedeutet. So war es beispielsweise bei dem Klempner, den mir mein Vermieter geschickt hat, um das Abflussrohr zu reparieren. Doch da ich eine seiner ersten Kundinnen an diesem Tag war, hatte er vielleicht einfach noch einen schönen Tag (und vielleicht hat er es auch noch an andere Menschen weitergegeben…). Schöner Gedanke.
Ich möchte euch einladen, eure Geschichten zu "Jedes kleine Bisschen anders zählt", mit uns zu teilen.
Wo habt ihr einen Unterschied gemacht und wann haben andere Menschen euch Gegenüber etwas erfrischend anders gemacht?
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