von Peggy Kammer
Thomas de Haan ist leidenschaftlicher Musiker und er war vor 4 Jahren das allererste Fördermitglied des Wandelforums.
Ich möchte dir heute sein aktuelles Musikprojekt vorstellen. Und wie ginge das besser als im Gespräch mit dem Künstler selbst?
Peggy:
Lieber Thomas, in den letzten 3 Jahren hast du dich dem musikalischen Erbe von Jürgen Goldmann gewidmet. Wer ist Jürgen Goldmann? Und wie kam es, dass du das Projekt gestartet hast?
Thomas:
Jürgen Goldmann war ein Musiker, den ich nur kurz kennenlernte. Das war etwa 1985, zu einer Zeit, als er bereits keine Musik mehr machte und erkennbar psychisch krank war. Etwa 2 Jahre später nahm er sich das Leben. Bei einem unserer wenigen Treffen schenkte er mir eine Audiocassette mit alten Songs von ihm. Zuhause hörte ich halbherzig rein in das Tape. Die Musik klang interessant aber oldfashioned und die Klangqualität war nicht besonders. Die Kassette geriet in Vergessenheit. Als ich von Jürgen Goldmanns Tod erfuhr, legte ich die Kassette erneut ein und hörte zu, dieses Mal aber konzentriert. Und ich traute meinen Ohren kaum. Auf dem Band waren 29 faszinierende Songs, die Jürgen vermutlich zwischen 1972 und 1978 in seinem Wohnzimmer aufgenommen hatte. Das Tape hörte ich seitdem immer wieder. 30 Jahre später befasste ich mich mit der Musik, hörte die Texte raus und schrieb die Musik auf. Zunächst nur beiläufig spielte ich mit einigen Freunden die Songs an. Wir haben mehr und mehr Feuer gefangen und probten dann regelmäßig. Parallel dazu nahmen wir diese CD auf.
Peggy:
Wie habt ihr mit der, wie du sagst, „oldfashioned“ Musik gearbeitet?
Thomas:
Wir haben die Musik umarrangiert und ihr einen modernen Anstrich gegeben, ohne den zeitlosen Geist dieser Kompositionen aus den Augen zu verlieren. Wir haben hier weggelassen und dort ergänzt, hier kopiert, dort interpretiert und immer öfter hinzukomponiert. Die Arbeit von Jahren. Aber auch der Spaß. Wir fühlen uns oft wie Kunstarchäologen, die eine verschollene Sammlung von Rembrandtgemälden ausgegraben haben. Wir befreien die Bilder von Schmutz und restaurieren die Kratzer, die Farben werden aufgefrischt und neue Rahmen gebaut und, gut ausgeleuchtet, in die Galerie gestellt.
Peggy:
Das klingt sehr poetisch … Was hat dich in der Arbeit an dem Werk besonders berührt?
Thomas:
Zunächst natürlich die Musik selbst. Ich wurde wach mit der Popmusik von 1965 bis 1975, die hat mich "gebranded". Dieser Sound, dieses Gefühl hat Jürgen Goldmann mit seinen Songs bei mir getriggert. Und berührt hat mich auch, dass es vielen Leuten ähnlich ging, auch wenn sie jünger sind und popmusikalisch ganz anders sozialisiert wurden. Egal ob "einfacher" Hörer oder Musiker, den Spirit haben viele erfasst. So konnte ich mein Projekt mit großartigen Musikern verwirklichen, wie Ralf Gustke am Schlagzeug, Frank Itt (Bass), Tom Aeschbacher (Keyboards) und Berndt Petroschka (Percussion). Dann sind da noch unsere Ladies: meine Tochter Ania Adamska, Jasmin Antic, Alica Reena und Monique Seheult-Wengler. Bis auf Ania und Tom kannte ich keinen vorher. Alle waren angefixt von den Songs und alle waren sofort dabei. Und keiner hat nach Geld gefragt. Das hat mich berührt. So wurde aus dem musikalischen auch ein kommunikatives Projekt.
Peggy:
Welcher der Songs ist dein persönlicher Liebling?
Thomas:
Ganz schwer. Wie heißt es so schön: der Star ist die Mannschaft, in diesem Fall: der Star ist das Album. Müsste ich mich dennoch entscheiden, dann für das episch breite "Ask for Their Bread and Taste", das viele mit Pink Floyd assoziieren. Oder vielleicht das beatles-artige "Hello Rose"? Oder doch lieber das melancholische „It´s all Okay Today"? Du siehst, es fällt mir schwer, mich da auf einen Titel festzulegen.
Peggy:
Wie heißt denn das Album und wie finden die Menschen eure Musik?
Thomas:
Das Album heißt "The Goldmann Tapes / Part 1". Es ist gerade veröffentlicht. Man kann es bei Amazon oder Apple Music bekommen -
oder über mich bestellen: mobil 0171 / 27 649 27 bzw. über meine Email-Adresse: visavismusic@aol.com.
Und hier geht es zu unserer Website: www.gold-beat.com. Dort gibt es die ausführliche Geschichte zum Projekt.
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