von Rainer Molzahn
Wie kann ich mir der eigenen Kultur um mich herum und in mir drin bewusster werden, warum ist das gut für mich und die Welt, und wie geht das?
Antworten auf diese Fragen geben Elke Schlehuber und Rainer Molzahn in ihrem Grundlagenwerk der kulturellen Kompetenz "Die heiligen Kühe und die Wölfe des Wandels".
Nachdem es ein paar Jahre vergriffen war, ist es jetzt neu gestaltet und wieder erhältlich.
Jetzt noch heiliger, noch wölfischer!
Die heiligen Kühe und die Wölfe des Wandels erschien das erste Mal im März 2007.
Die New Economy-Blase war bereits geplatzt, der Irak-Krieg geführt. G. W. Bush war immer noch Präsident der USA aber ‚Yes We Can!‘ lag schon verheißungsvoll in der Luft. Putin war gerade mal nicht, oder vielleicht war er gerade mal doch Präsident und/oder Premierminister Russlands, oder beides. Die globale Finanzkrise war noch nicht da, lauerte aber schon hinter der nächsten Straßenecke. Deutschland wurde nach dem Ende von Rot-Grün regiert von der ersten Großen Koalition unter Führung von Angela Merkel.
Die Folgen und die Rückwirkungen der Globalisierung auf die, die sie betrieben, waren bereits allenthalben merkbar. Das Kapital und seine globalen ‚Märkte‘ waren in diesem Prozess noch mächtiger geworden, die arbeitenden Menschen und ihre Organisationen geschwächt. Die öffentliche Diskussion verhandelte die Beziehungen zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft, zwischen den Ländern und dem Bund, der Nation zur Welt.
Transformatorische Zeiten, in denen sich vollständig manifestierte, was mit dem Zusammensinken des sozialistischen Blocks eingeleitet worden war.
Zehn Jahre später stellen wir nicht nur fest, dass dieselben Dynamiken uns nach wie vor herausfordern.
Sie haben sogar global an Schärfe und Polarisierung dramatisch zugelegt.
Überall sind Nationalismen, sind autoritäre, antidemokratische und fremdenfeindliche Strömungen auf dem Vormarsch. Gewalt liegt in der Luft. Und währenddessen fahren wir noch in einer globalen Verschwörung unseren Heimatplaneten an die Wand.
Ohne Zweifel leben wir in mythischen Zeiten. Wir alle sind weltweit Akteure und Zeugen, Täter und Opfer im Geburtsvorgang unserer Einen Welt, unserer sich inkarnierenden Menschheitskultur am Ende des Patriarchats und am Beginn einer Epoche, deren größte Herausforderung es ist, auf die globalen Herausforderungen des Klimawandels global schöpferische Antworten zu finden und zu geben – in der also das umsichtige Bewahren, nicht das heldische Vorwärtsstürmen die wichtigste menschliche Fähigkeit sein wird – kollektiv wie individuell…
In der ersten Auflage hatten wir festgestellt: Wenn die globale menschliche Gemeinschaft in einer transformatorischen Krise ist, dann ist jede Kultur, jede Nation, jedes System, jedes Individuum – also jeder von uns – in einer transformatorischen Krise.
Eine transformatorische Krise ist eine, die den Kern unserer Identität infrage stellt, dessen, womit wir am allermeisten identifiziert sind.
Wir suchen uns solche Krisen nicht aus, sondern sie konfrontieren uns mit etwas, dessen Ursache wir zunächst im Außen sehen. Wie wir die Krise bewältigen, ob zusammen oder alleine, ob wir das zukunftsweisend tun oder rückwärts gewandt, wirkt dann auf unsere Identität zurück: es verändert die Geschichte, die wir uns darüber erzählen, wer wir sind.
Und davon handelt die heiligen Kühe:
davon, wie unauflösbar verwoben das Individuelle und das Kollektive, das Einzelne und das Ganze sind. Wie es uns bewirkt und wir es. Es handelt von der Struktur und der Syntax des transformativen Lernprozesses, den Gemeinschaften, Organisationen und Einzelne, den wir alle zu bewältigen haben, um der Einen Welt zu einem guten Beginn zu verhelfen. Und nicht zuletzt davon, welchen Beitrag kulturelle Kompetenz dazu leisten kann, dass dieser Lernprozess friedlich verläuft.
Die heiligen Kühe ist also nicht in erster Linie ein Buch über politische Aktualitäten und Analysen. Wenn es das wäre, gäbe es keinen Grund, es zehn Jahre nach seinem ersten Erscheinen erneut aufzulegen.
Es ist in erster Linie ein Buch, das helfen soll, sich der eigenen Kultur um uns herum und in uns drin bewusster zu werden, also kulturelle Kompetenz zu erwerben. Die brauchen wir unbedingt, wenn wir die Eine Welt zu einem friedlicheren Ort machen wollen.
Und das erscheint uns als ein sehr guter Grund, dieses Buch wieder all denen zur Verfügung zu stellen, die dabei helfen wollen ...
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