Ich weiß es.
Ich weiß, dass ich mich damit auf gaaaanz dünnes Eis begebe.
Ich begebe mich nicht ohne Grund auf das Terrain. Nicht ohne Grund. Aber vielleicht mit doppeltem Boden?
Ich bin tief beunruhigt.
Und es ist mehr als eine Dystopie, die diese Unruhe verursacht. Mehr, weil ich mir nicht sicher bin,
ob das eine Horrorvorstellung ist
oder die einzige Lösung.
Ich hätte es wissen können, wissen müssen. Die Anmutung von Hoffnung und Tatkraft zu Beginn des neuen Jahres ist fragil. Ist sie immer. Ich vergesse es nur jedes Mal aufs Neue. Das führt dazu, dass ich meist schon Mitte Januar ein wenig irritiert bis mittelmäßig verstört auf die allgemeine Weltlage und das Leben blicke. Aber es gibt immer einen kleinen Unterschied:
Der Jahreswechsel steht vor der Tür, und er ist prädestiniert für alle möglichen Rückblicke und Ausblicke, Reflexionen und Pläne - individuell wie kollektiv.
Wie du den Jahresübergang sinnvoll mit Ritualen begehen kannst ...
In meinem Soz.päd.-Studium hatte ich bereits kurz nach dem Start ein Lieblingswort auserkoren. Ich flocht es immer wieder bei Diskussionen ein, verwendete es in Vorträgen und widmete ihm sogar eine eigene Hausarbeit: ...
„Die Zukunft existiert nicht mehr, weil die Jetztzeit uns in Formen vermittelt wird, die so fest sind und so auf Wiederholung basieren, dass das Zukunftsartige an der Zukunft, ihre Unvorhersehbarkeit, verschwunden ist, ähnlich einem Fluss, der in eine Röhre verlegt wird.“
Karl Ove Knausgard
Manche Dinge sind so einfach.
Und gerade deshalb so wirkungsvoll. Sie nehmen eine Abkürzung. Oder vielmehr: den direkten Weg. Den Weg der Resonanz, der Berührung, der unmittelbaren Begegnung und Erfahrung.
Ich liebe den Wind hier im Norden.
Wenn mein Kopf voll ist mit allerlei Zeugs, lass ich mich so gerne durchpusten. Es fühlt sich jedes Mal an wie eine Grundreinigung. Alles, was sich verhakt hat, kommt in Bewegung.
Allerlei Verfeststeckungen werden so lange angepustet und aufgewirbelt bis sie sich auflösen. Die Dinge kommen wieder in Fluss.