von Friede Gebhard
Achtung, die Zeitenwende ist vollzogen:
Die Friedenstaube ist krank und lässt viele Federn.
Von uns gibt es Waffenlieferungen zur Selbstverteidigung eines sich tapfer verteidigenden Landes.
Ich stimme dem zu, auch wenn dadurch definitiv noch mehr Menschen sterben werden angesichts der militärischen Überlegenheit des Putin‘schen diktatorischen Systems - Ausdruck einer extrem toxischen Männlichkeit. Besser hierhin als an Saudi-Arabien oder Ägypten, in die Hände toxischer Männer. Was wäre die Alternative? Eine Kapitulation? Das geht auch nicht. Das wäre dann ein Leben in einer toxischen Nachbarschaft, mit Angst vor Verrat bei jeder kritischen Äußerung.
Wie will ich leben? Ich stelle mir vor, ich sei Ukrainerin: Ich will in einem Land leben mit einem System, in dem freie Meinungsäußerung möglich ist, in der Gleichberechtigung zwischen Menschen jeden Geschlechts und jeder Herkunft herrscht, in dem soziale Unterschiede nach und nach ausgeglichen werden und in dem Menschen in Achtsamkeit mit der Natur leben. Das alles steht auf dem Spiel, also bleibe ich und kämpfe mit.
Ich trage bei, was ich kann: Ich koche Suppe, ich erzähle verängstigten Kindern Geschichten und – ja auch das wäre mir wichtig – ich möchte bei den strategischen Entscheidungen mitdenken, die zu treffen sind. Denn in jedem Krieg sieht man Frauen zu selten in verantwortlichen Positionen.
Ein großer Stich ins Herz und ein Schlag in die Magengrube: Auch meinen Sohn würde man zwangsrekrutieren! Auch wenn mein Land mit dem Rücken zur Wand steht, möchte ich, dass mein Sohn die gleiche Möglichkeit einer Entscheidung über Flucht und Kampf hat! Seinen Weg zu finden, das Land mit seinem Können und Möglichkeiten zu unterstützen – denn ja, das würde er ganz bestimmt – aus einer freien Wahl heraus. Auswegloser Zwang ist der Nährboden für neue toxische Männlichkeit.
Achtung!
Hätten Frauen, hätten Mütter auch diese Entscheidung getroffen: Die Zwangsrekrutierung der Männer zwischen 18 und 60 Jahren?
Liebe Ukrainer:innen, es gibt so viel Solidarität mit eurem Kampf, dass ihr auf Freiwilligkeit setzen könnt – auch international. Wir brauchen die Achtung vor der Freiheit, die schon im Krieg beginnen muss. So will ich leben und kämpfen! Man will keinem Land in den Rücken fallen, das tapfer für seine Freiheit aufsteht. Ich stehe mit auf.
Wir wollen, dass die Soldaten der russischen Armee das Spiel, in das sie hineingelockt wurden, nicht mitspielen und die Waffen niederlegen.
Und noch etwas, was mich seit vielen Jahren bewegt. Die Zeit ist reif jetzt: Ich stimme Willy Brands Satz: „Jede Zeit braucht neue Antworten“ voll umfänglich zu. Aber die Frage ändert sich nie: Wie können wir auf der Welt in Frieden leben?
Und Achtung:
Es gibt jetzt viel schönes Geld, das zur Aufrüstung der Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden soll.
Es ist unbedingt voll an der Zeit, ein Heer von Menschen auszubilden, die Konflikte moderieren können: Besetzt von Frauen (sehr viele😊) und Männern (nach und nach auch sehr viele 😊). Hier liegt viel unentdecktes und ungenutztes Potenzial.
Wir brauchen eine Friedensarmee mit Freiwilligen - damit die Taube ihr Federkleid erneuern kann!
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Monika (Dienstag, 08 März 2022 13:29)
Danke für diese Gedanken, Friede. Wir können alle zum Frieden beitragen. Jede und jeder an ihrem und seinem Platz in der Welt
Anne (Dienstag, 08 März 2022 14:18)
Liebe Friede,
ich bin sehr berührt. Danke!
Gabi Janzen (Dienstag, 08 März 2022 17:07)
So gut geschrieben !!!
100% Zustimmung.
Dieses Gedankengut als Botschafter/in in den Alltag bringen und teilen in Familie, Nachbarschaft, Freundeskreis und Job kann einen Gesinnungswandel sicher unterstützen.