von Rainer Molzahn
David Attenborough kennen wir wahrscheinlich alle. Seit Jahrzehnten verwöhnt er uns Daheimgebliebene mit Filmen und Reportagen aus der ‚Umwelt‘, teils Welten entfernt von unseren Reihenhaussiedlungen mit ihren rechteckigen Vorgärten und Jägerzäunen – aus der ‚freien Wildbahn‘ des Lebendigen.
Immer mit großartigen Bildern, kundigem Kommentar, aufwändig produziert. Seit 1951. Meist für die BBC. Meist eher die Wunder der lebendigen Vielfalt feiernd als ihre Bedrohungen erforschend.
David Attenborough ist jetzt 94 geworden. Aus diesem Anlass, der eigenen Vergänglichkeit sehr bewusst, hat er uns vor kurzem ‚A Life On Our Planet‘ geschenkt. Ein sehr persönlicher Bericht zum Zustand unserer Erde. Schon in der Wahl des Titels deutet sich die besondere Perspektive dieses tief berührenden Vermächtnisses an. Die Wortwahl (in der Einzahl) impliziert, dass es nicht um das Leben überhaupt geht, sonst hätte es ‚Life On Our Planet‘ geheißen. Sondern um ein Leben. Das eigene des Autors, und das eigene von uns als menschliche Gemeinschaft. Von so ungeschminkter Dringlichkeit und Sorge war bisher noch keiner seine Filme beseelt.
In dem Werk (hier geht's zum Trailer) verknüpft Attenborough den eigenen Langzeit-Prozess mit der Entwicklung der Natur seit seiner Geburt im Jahr 1926, mit all den transformativen Krisen, die das eigene Leben und das der Natur seitdem prägten, und wo wir jetzt miteinander stehen. Immer wieder interpunktiert durch sehr nüchterne Zahlen zu CO2-Ausstoß, Erwärmung, Artenvielfalt und so weiter.
Als ich den Film sah, fand ich die Mischung aus persönlicher Entwicklung, präziser ‚sachlicher‘ Argumentation, forschender Verwunderung, Liebe für das Kleine im Großen und Verantwortung für unser aller Wohl vollkommen unwiderstehlich. Ein Weckruf, meine und unsere Beziehung zur Natur auf unserem Planeten mit Mut und Demut zu transformieren. Denn das ist Attenboroughs Hoffnung machendes Vermächtnis, seine ‚Zeugenaussage‘, wie er es in britischem Understatement nennt (denn sie ist leidenschaftlich):
Wir können unser Leben auf diesem Planeten noch retten, wenn wir jetzt handeln. Jetzt.
Nicht nur ich war bewegt und inspiriert von diesem Geschenk eines globalen Ältesten. Teilnehmer*innen an der ersten UK-weiten Bürger-Klimakonferenz mit David Attenborough beschrieben das Erlebnis als „lebensverändernd“, im vollen Bewusstsein, dass die Coronakrise uns in einen kulturellen Transformationsprozess schleudert …
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Nobelpreis-Bewerbung wird unterstützt. Frauen bevorzugt.
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Karl-Heinz Knobloch (Mittwoch, 10 Februar 2021 19:58)
Ehrlich gesagt, als langjähriger Vorsitzender unserer proletarischen Kleingarten-Vereinigung: ich bin empört! Hallo?