von Rainer Molzahn
Was als ganz ‚normales‘ Aufbau-Modul der Coaching-Ausbildung gedacht war, entwickelte sich zu etwas ganz Besonderem, von dem ich, und ich glaube, auch die anderen (also, in Rollendeutsch ausgedrückt: meine Teilnehmenden) seltsam tief berührt wurden und das mir immer noch stark präsent ist.
Es begann damit, dass in unserer Gruppe nicht nur ehemalige Teilnehmende unserer Ausbildungswochen waren, sondern auch eine noch ‚unitiierte‘ Person, die ihre Ausbildung erst 2018 beginnen wird, aber einfach schon etwas für sich tun wollte.
Sie zu integrieren und die gemeinsamen Tage zu einem Gewinn für alle zu machen, unabhängig vom ‚handwerklichen‘ Niveau, stellte natürlich zunächst eine Herausforderung für alle Beteiligten dar, und in den ersten Tagen sind wir einzeln und gemeinsam immer mal wieder emotional Achterbahn gefahren.
Aber allein diese Arbeit, und wie sie uns gelang, hatte etwas Erhellendes, Bewusstmachendes und schließlich tief Befriedigendes, und durch sie entstand ein spürbares Ausmaß an transpersonaler Verbundenheit und interpersoneller Unterstützung, wie es auch in homogeneren Gruppen ungewöhnlich wäre.
Inhaltlich haben wir natürlich mit den wichtigsten Konzepten gearbeitet, die auch der Ausbildung zu Grunde liegen und die für unser Verständnis von Coaching essenziell sind: 'Person und Rolle' und das '5-Grenzen-Prozessmodell des transformativen Lernens'.
Jede Person stand einen halben Tag lang im Mittelpunkt unserer gemeinsamen und jeweiligen Aufmerksamkeit. Jeder konnte an einem akuten persönlichen Thema arbeiten, wurde mit Achtsamkeit und Wachheit von jemand anderem dabei begleitet und bekam dann noch eine Vielzahl von Hinweisen aus der Gruppe und von mir, die immer darauf beruhten, das aktuelle Thema im Kontext des persönlichen Langzeitprozesses zu verstehen.
Und dann konnten wir auch noch, weil wir Curriculum-freie Zeit hatten, die uns in den Ausbildungswochen immer fehlt, richtig mit Muße an der Grenze 5 des Veränderungsprozesses arbeiten, der Grenze gegen die Veränderung des Handelns – an der es darum geht, im öffentlichen Raum unseres Systems, in unserer Rolle, ganz für uns, unsere Wahrheit und unser Anliegen einzutreten.
Wir taten das in Rollenspiel-Settings, die die tatsächlichen Figuren und Verhältnisse des betreffenden Systems nachstellten. Wir konnten unterbrechen, reflektieren, nochmal ansetzen, experimentieren … und dann gab es auch hier wieder jede Menge Feedback und Anregungen aus der Gruppe und von mir.
So wurden aus Erfahrenen und Neulingen Mitwissende, aus Teilnehmenden Teilgebende und schließlich Mitschöpfende. Am Schluss hatten wir alle das Gefühl, Teil einer ganz besonderen Erfahrung gewesen zu sein, die fortwirken wird. Wenn das nichts ist …
Im Augenblick spielen Peggy und ich mit dem Gedanken, das Supervisions-Modul in Zukunft regelhaft so offen zu gestalten. Also: Watch this space!
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Hans Lucas (Samstag, 18 November 2017 14:21)
Lieber Rainer,
du hast ein schönes, nachvollziehbares "Protokoll" abgeliefert. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie's war. Muss wirklich toll gewesen sein!
Macht weiter, weiter, immer weiter. Es ist soo notwendig.
Ich grüße herz-lich.
Versuche, was zu "deutsch" beizutragen.
HL
Rainulf (Sonntag, 19 November 2017 12:21)
Danke Hans, ich freu mich auf deinen Beitrag!