Die transformative Kraft der Musik: Mashrou' Leila

von Rainer Molzahn

Die transformative Kraft der Musik - Mashrou' Leila

 

Das musikalische Projekt, das ich euch heute vorstellen möchte, ist die transkulturelle Indie-Rockband Mashrou‘ Leila, aus Beirut, Libanon.

 

Sie beeindruckt mich, weil sie auf ganz spezielle Weise Elemente und Stilmittel westlicher und arabischer Musiken verbindet mit richtig bedeutungsvollen, teilweise satirischen und intellektuellen Texten: nicht harmlos; richtige Kunst.


Leben im Libanon

In den Sechzigern und bis in die frühen Siebziger nannte man den Libanon ‚die Schweiz des Nahen Ostens‘: wohlhabend, gebildet, multikulturell und multi-konfessionell, ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrten, Bildungsreisen und Casino-Tourneen, fast ein bisschen dekadent.

 

Dann flohen viele PLO-Kämpfer vor den Israelis aus dem jordanischen Bürgerkrieg nach Libanon, die religiösen und kulturellen Spannungen verschärften sich, und 15 Jahre lang herrschte erbitterter Bürgerkrieg. 800 000 Menschen flohen damals ins Ausland.

1991 etablierte sich Syrien als Ordnungsmacht, 2005 entflammte in der Zedernrevolution der Konflikt zwischen der pro-syrischen Regierung und der meist christlichen Opposition erneut, es kam zum zweiten Libanonkrieg zwischen Israel und der Hisbollah im Süden Libanons … eigentlich herrschte 25 Jahre Krieg und Fragmentierung. Seitdem schreitet eine leicht erschütterbare Konsolidierung voran.

 

Es scheint, als ob es kein Land auf der Welt gibt, in dem die hellsten und die dunkelsten Seiten des westlich-arabischen Dialoges so intim aufeinander treffen wie im Libanon. Was hier schiefgeht, kann überall schiefgehen, was hier gut wird, kann überall gut werden.

Wenn man hier aufwächst, kann man sicher sein, die schlimmsten und die besten Seiten der Menschen kennen zu lernen.

The Overnight Project

Im Februar 2008 folgten ein Dutzend Musiker der Einladung zu einer nächtlichen Jam Session an der amerikanischen Universität in Beirut – um dem College-Stress und dem Frust über die fragile politische Situation Ausdruck zu verleihen. Nach kurzer Zeit blieben dann sieben Mitglieder dabei und formierten sich zu Mashrou‘ Leila, das Overnight Project.

 

Und dann ging eigentlich alles sehr zügig:

2009 die erste Single, Plattenvertrag.

Erstes Album, Byblos International Festival, nationaler Durchbruch, der Premierminister kommt zum Konzert.

Die Texte werden raffinierter und kühner, anspielungsreicher und berührender.

Es wird international: 2013 Auftritt in Montreal, Kanada. Der erste Act aus dem Nahen Osten auf dem Rolling Stone-Cover.

2015 schreibt der Guardian: „Es ist so eine beeindruckende Performance – als nächstes müssen einfach Stadien folgen.“

Mashrou' Leila
Quelle; noisy.vice.com

Ich kenne keine musikalische Formation, die das künstlerische  Potenzial, das in der kulturellen Diversität und der Gemeinschaft im Leiden des Libanon geborgen ist, so intelligent und geradezu genüsslich auslotet wie Mashrou‘ Leila.

 

Ein Geschenk!


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