von Peggy Kammer
"Die Errettung des Schönen" ist das wunderbarste - ja schönste - Buch, das ich seit Langem gelesen habe.
Hier ist der Name Programm.
Was ist schön? Was ist Ästhetik? Und was braucht es, was brauchen wir, damit Schönheit wieder erfahrbar wird?
Die Errettung des Schönen.
Was für eine Mission!
Es sind 3 Dinge, die mich besonders begeistern:
die Sprache, das gedankliche Spielfeld und die unmittelbare Tiefenwirkung beim Lesen.
Da schreibt ein hervorragender Denker und ein sanfter Poet, der den Kopf und das Herz gleichermaßen anspricht und bewegt.
Byung-Chul Han ist Autor, Essayist und Professor für Philosophie und Kulturwissenschaft
an der Universität der Künste in Berlin.
In einem Interview in der Zeit online stand er Rede und Antwort zum Glatten und Schönen
Wenn ich eine Kernaussage finden müsste, könnte ich diese Sätze aus dem Buch verwenden:
"Erfahrung ist ohne Negativität nicht möglich.
Das Glatte verletzt nicht. [...] Es verkörpert die heutige Positivgesellschaft. [...] Vom Glatten geht kein Widerstand aus. [...] Jede Negativität wird beseitigt. [...] Das Glatte tilgt sein Gegen. [...]
Ein ästhetisches Urteil setzt eine kontemplative Distanz voraus.
Die Kunst des Glatten schafft sie ab."
Die Errettung des Schönen: Klappentext und Leseprobe
Eine Ästhetik des digitalen Zeitalters - Jeff Koons, iPhone und Brasilian Waxing: Warum finden wir das Glatte schön?
Die Schönheit befindet sich heute in einer paradoxalen Situation. Einerseits breitet sie sich inflationär aus: Überall wird ein Kult um die Schönheit betrieben. Andererseits verliert sie jede Transzendenz und liefert sich der Immanenz des Konsums aus: Sie bildet die ästhetische Seite des Kapitals.
Die Erfahrung der Negativität angesichts des Schönen wie Erhabenheit oder Erschütterung weicht komplett dem kulinarischen Wohlgefallen, dem Like. Letzten Endes kommt es zu einer Pornographisierung des Schönen.
Der vorliegende Essay des bekannten Philosophen Byung-Chul Han beschwört jene Formen des Schönen, die sich als Wahrheit, als Desaster oder als Verführung manifestieren. Erschlossen werden auch jene Dimensionen des Schönen, die eine Ethik oder Politik des Schönen begründen würden.
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