von Peggy Kammer
Wie sucht man sich ein Elend aus, für das man mal so richtig zuständig ist?
Klaus Ungerer, Autor des Buches "So rettete ich die Welt: Bekenntnisse eines hoffnungslosen Weltverbesserers", hat sich auf eine Spurensuche begeben. Er schreibt sehr lebhaft und humorvoll, tiefgründig und authentisch von den Leidenschaften und Verzagtheiten eines "typischen Weltverbesserers" - und spricht dem geneigten Leser aus der Seele.
Und wieder zeigt sich: "Wie kann ich die Welt verbessern?" ist eine herausfordernde Frage mit komplexen Antwort-Optionen ...
Das Buch "So rettete ich die Welt"
Klaus Ungerer schreibt aus seinem Leben als Weltverbesserer - mit allen Fallstricken und Gedanken, mit allen Überzeugungen und deren Verwerfung.
Dabei wird die Suche nach einem geeigneten Projekt zu einer schier unlösbaren Aufgabe.
So findet sich im Buch zum Beispiel eine Liste mit Titeln von Büchern, die er schreiben wollte, es aber nie getan hat, wie "Klaus Ungerer: Karl, der Käfer, du hast mein Leben zerstört."
Auf der Suche nach dem "richtigen Weg" und ein wenig Orientierung sieht er sich bekannte Persönlichkeiten an: Zwischen den Kapiteln gibt es die Reihe "Die besten Weltverbesserer der Welt" - darunter Mao Zedong, Rudolph Steiner, Margaux Kässmann, Don Quijote und natürlich Jesus.
Bei allem Humor bringt er einen als Leser so ganz nebenbei zum Nachdenken.
Über Online-Petitionen:
Warum sollte noch jemand auf die Straße gehen und sich Blockaden anschließen, wenn man doch so ganz nebenbei mit einem Klick unter eine Petition das gute Gefühl haben kann, etwas getan zu haben? "Avaaz verbessert die Welt nicht in erster Linie, es beruhigt sie viel mehr."
Über den Weltverbesserer als Perfektionist - und Niemals-Handelndem
"Der Weltverbesserer misst die bestehende Welt an einer ausgedachten, perfekten Welt und verwirft die erste. ... Geht ihm um Perfektion. ... Der Idealist führt gern Debatten. Denn nur in der geistigen Auseinandersetzung kann er obsiegen. ... Dem Weltverbesserer ist jeder Handel zuwider, jeder Kompromiss bedeutet, dass man seine heiligsten Ideale besudelt. "
Am Ende bleiben dem gemeinen Weltverbesserer nur 3 Möglichkeiten:
Resignation und Rückzug aus der Welt. Radikalität. Oder: Ignoranz. "Er ignoriert einfach alles. Er schiebt die Erkenntnis weg, dass die Welt sich unverbesserlich zeigt. Und redet unermüdlich weiter auf alles ein ..."
Tja, was davon ist jetzt wirklich erstrebenswert?
Oder gibt es vielleicht noch einen 4. bis 17. Weg um die Welt zu verbessern und die eigene Rolle zu finden - verantwortlich, leidenschaftlich und smart?
Gerechtigkeit - das Für und Wider
Und hier Klaus Ungerer im O-Ton in seinem Buch:
"Gerechtigkeit ist, wenn alle gleich viel haben. Jeder hat ein kleines Auto, auch die Nicht-Autofahrer, auch die Behinderten, auch die Bescheuerten. Jeder kriegt gleich viel zu essen. ...
Alle haben die gleichen Großmütter, alle wachsen im selben Haus auf. Alle Gespräche werden nur noch in Gebärdensprache geführt. Wenn einer im Betrieb krank ist, muss keiner mehr zur Arbeit kommen. ... Alle haben Sex mit der gleichen scharfen Blondine.
Gerechtigkeit wird uns über alles abstimmen lassen (wobei wir aber schon auch alle dieselbe Meinung haben sollten!). [...]
Gerechtigkeit ist eine Form von Wahnsinn, eine Form von Gewalt. ...
Wenn die Sonne sich aufbläht und unseren Planeten verschlingt. Dann werden manche sich einbuddeln und einbunkern und werden noch leckere Tütensuppen haben die letzten Tage, und das wird schreiend ungerecht sein und wird vorab im Fernsehen diskutiert werden, und es wird Online-Votes geben darüber, und 83 Prozent werden der Meinung sein: Die Politik hat versagt."
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