von Peggy Kammer
Gerade entdeckt:
den Verein zur Verzögerung der Zeit.
Die Mitglieder verpflichten sich zum Innehalten, zur Aufforderung zum Nachdenken dort, wo blinder Aktivismus und partikulares Interesse Scheinlösungen produziert. ....
Wir waren, wir sind, wir werden - oder?
Es war Zeit. Es ist Zeit. Es wird Zeit.
Wer kennt sie nicht, die vielen tollen Zitate über Zeit: "Zeit hat man nur, wenn man sie sich nimmt" ... "Zeit ist Geld" ... "Wer im Leben keine Zeit hat, verläuft sich." ... Entschleunigung hin, Beschleunigung her, Muße auf der einen, Hektik auf der anderen Seite. Hin und her, da und weg. Tick und Tack. Yin und Yang.
Ich muss ja immer lachen, wenn ich Zeitmanagement-Experten höre und Seminarausschreibungen sehe, wie "Optimieren Sie Ihre individuelle Arbeitsweise." oder "Entwickeln Sie Ihr eigenes effektives Zeitmanagement, um in Zeiten von hoher Komplexität neue Wege für sich und den Umgang mit Erwartungen zu finden." WTF? Das meinen die doch nicht ernst. Oder doch?
STOP. Zeit anhalten (haha). Nachdenken. Eintauchen.
Die Absicht ist tadellos. Menschen fliegen durch ein Leben, hetzen von Meeting zu Termin und wieder zurück. Outlook erinnert an 152 unerledigte To Do's. Da muss man doch helfen. Klar.
Jedoch ...
Die Wirkung ist so fatal.
Zeit managen?
Auf welche Frage antworten die ganzen Experten im Zeitmanagement?
Ich fürchte leider, sie wissen es selbst nicht, sondern hetzen einem Trend hinterher. Dem Trend nach Effizienz. Schaffe mehr in weniger Zeit. Spare Zeit, wo immer du kannst. Lo-hos. Schnell noch das und dann das und dann....
Teuflischerweise ist Effizienz das magische Wort, das am meisten Druck macht. Was für eine Ironie. Das Zeitmanagement beißt sich in den eigenen Schwanz, dreht sich im Kreise - bis ihm ganz schwindelig wird und umfällt. Oder wer fällt da um?
Wir sollen lernen, mit Erwartungen umzugehen, Anforderungen gerecht zu werden, Wichtiges von Dringendem zu unterscheiden und und und.
Worauf ist das eine Antwort? Vielleicht auf die Frage: Wie wirst du ein tadellos funktionierendes Arbeitsbienchen?
Die Zeit ist. Das Leben auch. Einfach so.
Albert Einstein hat einmal gesagt: "Menschen, die wie wir an die Physik glauben, wissen, dass die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur eine besonders hartnäckige Illusion ist." Guter Mann, der Albert.
Solange wir in einem Rahmen denken und handeln, der von anderen definiert ist, solange wir Antworten folgen, ohne die Frage zu kennen, solange wir aus Furcht, unserer Erkenntnis zu folgen, in sicheren Gewässern bleiben, solange ist es völlig egal, ob wir etwas verpasst haben, gerade verpassen oder verpassen werden. Solange. So lange. Viel zu lange.
Wenn wir Zeit - haben, nutzen, verschwenden? - dann können wir auf eine Forschungsreise gehen, in uns, in der Welt. Und dabei die volle Pracht des Lebens entdecken. Und irgendwann auch die volle Wucht unseres eigenen Lebens. Wir werden Fragen gestellt haben, Millionen von Fragen. Und wir werden uns Zeit genommen haben, uns selbst als Antwort zu finden. Als Antwort im Leben und in der Zeit. Als Antwort auf das Leben und auf die Zeit.
Und dann ist Zeit egal, weil wir schöpferisch sind.
Ach wie wunderbar. Ich kann's kaum erwarten.
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